Als der Autokonzern General Motors 1929 das deutsche Unternehmen Opel kaufte, war den Amerikanern ein großer Wurf gelungen. Opel war der
mit Abstand größte Autohersteller Deutschlands. Mehr als jedes dritte deutsche Auto trug das Emblem der Marke. Fast neunzig Jahre später ist die
gemeinsame Geschichte von GM und Opel zu Ende – und Opel nur noch ein Schatten alter Größe. Seit mindestens zwanzig Jahren haben die
Amerikaner Opel ausgepresst; sie hatten kein Konzept für die Markenführung, keine Idee dafür, was man mit dem Können der Ingenieure im
Weltkonzern anfangen sollte. Eine einstige deutsche Vorzeigemarke wurde im Weltmaßstab zum Zwerg.
Die Produktpalette weist große Lücken auf, die Produktionsstruktur ist nicht effizient. Jahr für Jahr macht das Unternehmen aus Rüsselsheim
Verlust. Nicht zu Unrecht heißt es von Wettbewerbern, dass der einzige greifbare Fortschritt im Hause Opel in den vergangenen Jahren die
Marketingkampagne gewesen sei. Das „Umparken im Kopf“ hat nun aber vor allem die GM-Vorstandsvorsitzende Mary Barra wörtlich genommen
– also diejenige, die noch 2014 zu ihrem Amtsantritt gesagt hatte, der ganze GM-Konzern stehe hinter Opel.
Irgendwie haben sie es zur Verkündung der Verkaufsnachricht sogar geschafft, den Eindruck zu erwecken, sie erhielten für Opel und die
Schwestermarke Vauxhall nun 2,2 Milliarden Euro vom französischen PSA-Konzern, dem Hersteller der Autos der Marken Peugeot und Citroën.
Tatsächlich ist auch das nur ein Taschenspielertrick. Denn zum einen übernimmt GM Pensionsverpflichtungen in Höhe von drei Milliarden Euro –
und überweist diesen Betrag entsprechend an PSA. Zum anderen schreiben die Amerikaner vier bis 4,5 Milliarden Dollar auf ihre
Opel-Investitionen ab. Unter dem Strich verschenkt General Motors Opel nicht nur an die Franzosen, GM gibt eine ordentliche Mitgift obendrauf.
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einloggenSo wird klar: Die Amerikaner wollten von Opel nichts mehr wissen. Kleinwagen, und das ist aus ihrer Sicht alles, was Opel baut, braucht im
Land der Pick-up-Trucks kein Mensch. Das, was man auf anderen Märkten dennoch braucht, können die Chinesen im Konzern inzwischen billiger
entwickeln.
Niemand in Rüsselsheim wird der Vergangenheit deshalb eine Träne nachweinen. Bessere Startbedingungen können sich die Franzosen um ihren
Chef Carlos Tavares nicht wünschen. Es ist etwas völlig Neues für die Rüsselsheimer, dass PSA eine Vorstellung davon hat, wie ihnen die
Deutschen weiterhelfen könnten; ein wenig haben sie sich in den vergangenen Jahren in die Deutschen verliebt. Nur Leistung kann Opels Zukunft sichern.
Und die Franzosen verstehen etwas von Markenführung; das haben sie mit der Neupositionierung der Marke Citroën bewiesen. Tavares wird
nicht zögern, die Antriebs- und Elektronikplattformen seines Konzerns in die Modellpalette von Opel zu integrieren. Schon in kurzer Zeit wird das
Opel-Angebot größer sein als das, was die Opel-Händler gegenwärtig zeigen können. Breiter wird zugleich die Motorenpalette, die bei Opel nicht
über jeden Zweifel erhaben ist.
Schlechter als die Amerikaner können es die Franzosen schließlich gar nicht machen. Anders ausgedrückt: Sie werden wirtschaftlich gewiss viel
erfolgreicher sein. Sie haben die Chance, Opel nicht nur umzuparken, sondern wieder in Schwung zu bringen.
( mit FAZ )