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Wer waren die Teilnehmer?
25 Personen nahmen an der Studie teil, 19 Männer und sechs Frauen. Den Studienautoren zufolge waren sie zumeist Studenten. Es ist nicht ungewöhnlich,
dass sich Studenten mit der Teilnahme an klinischen Studien etwas dazuverdienen. In der Regel geht es dabei aber um neue Medikamente und neue Therapien.
Was mussten sie für die Studie tun?
Sie mussten sich drei Stunden in einem etwa 15 Quadratmeter großen Raum aufhalten. Dort sollten sie pro Stunde 10 Minuten leicht auf einem Hometrainer
treten und sich in der restlichen Zeit ausruhen. In den Raum wurde kein bzw. in drei unterschiedlichen Konzentrationen Stickstoffdioxid geleitet. Stickstoffdioxid
(NO2) ist der Schadstoff, dessen strenge US-Grenzwerte den Autokonzernen bei Diesel-Pkw große Probleme bereiteten und zu den Manipulationen führten.
Was wussten die Studienteilnehmer?
Laut Studie waren sie aufgeklärt über die Details des Versuchs und unterschrieben auch die Aufklärung. Das ist auch sehr wahrscheinlich, der umgekehrte
Fall wäre ein riesiger Skandal.
Sie wussten aber nicht, ob sie Luft mit zugesetztem Stickstoffdioxid (NO2) atmeten oder nicht.
Was kam bei der Studie heraus?
Es gab nach dem vierwöchigen Studienzeitraum keine messbare Reaktion darauf, dass die Teilnehmer Stickoxid ausgesetzt waren. Die Studie hält aber auch
fest: "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine chronische Exposition zu unterschiedlichen Reaktionen führen kann." Heißt: Dass vier Mal drei Stunden
Stickoxid in der Luft keine Folgen haben, beweist für häufigen Kontakt mit Stickoxid überhaupt nichts.
Wer wollte die Studie?
Gefördert wurde sie von der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor, kurz EUGT, die Daimler, BMW, Volkswagen
und Bosch gegründet hatten. EUGT wurde 2017 aufgelöst. Im Vorstand waren Manager der Autoindustrie und von Fraport. Vorsitzender war der frühere
Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie, Gunther Zimmermann, der später Bosch-Manager und Vize-Präsident der Deutschen Verkehrswacht war.
Und was sagen die Autohersteller?
Daimler und BMW weisen jede Beteiligung an der Studie zurück. Man sei über Art und Ausmaß der Untersuchung und deren Durchführung erschüttert, erklärte Daimler
auf Anfrage. BMW teilte mit, man habe an der genannten Studie nicht teilgenommen, beginne aber dennoch umgehend mit einer internen Untersuchung, um die Arbeit
und Hintergründe der EUGT sorgfältig aufzuklären. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch teilte mit: "Im Namen des gesamten Aufsichtsrates distanziere ich mich
mit allem Nachdruck von derlei Praktiken." Auf Anfrage erklärte der Konzern, dass die Belastungen, denen die Probanden ausgesetzt waren, deutlich unter denen an
vielen Arbeitsplätzen in Deutschland lagen.
Am Wochenende hatte sich Volkswagen allerdings für das Fehlverhalten der EUGT entschuldigt und eingeräumt, dass Mitarbeiter des Konzerns von den
umstrittenen Tierversuchen in den USA gewusst hätten.